Miss Bexter's royale Gedanken

Das Leben ist ein Kaiserschmarrn...

29 August 2009

Lieber Großimperator,

Betrachte nicht müßig den Steinhaufen,
sondern frage Dich,
wen Du damit bewerfen kannst!!!!
(Persisches Sprichwort)


Meine Güte, die Brocken wurden Dir auf dem Silbertablett serviert - also mach was draus! BITTE!

Hochachtungsvoll,
Eure Royalität

07 August 2009

Kleine Wunder

Manchmal kommt es einem so vor, als befände man sich in einer Dauerschleife des Stresses.
Man kommt einfach nicht zur Ruhe, ist gefangen im alltäglichen Wirrwarr, verbummelt Geburtstage, verwechselt Wochentage, kommt einen Tag zu früh zur Party.
Telefonate werden immer wieder verschoben, die Danksagungen für die Hochzeit hat man noch immer nicht entworfen, und man fällt vermeintlich bei allen in Ungnade.
Nebenan hängt der Haussegen schief, gegenüber auf dem Schotterplatz finden fast jeden Abend Assi-Treffen statt, und man hat unsagbar blöde Refrains im Ohr.
Man will ein Haus kaufen, streßt sich deshalb mental, dreht sich finanziell im Kreis, wägt alle Möglichkeiten ab.
Die pflegebedürftige Omi darf nicht zu kurz kommen, man gleicht die Schlafenszeit des Kindes mit der Besuchszeit der Omi ab, flitzt anschließend noch schnell zum Supermarkt, erledigt den Haushalt oberflächlich.
Nebenbei plant man noch eine Überraschungsparty, erledigt diverse Pflichtbesuche und versucht, sich nicht übermäßig über Straßenlärm und den Zigarettenqualm der Leute, die unter einem wohnen, zu ärgern.
Die Putzfrau, für die man in unserem Mehrfamilienhaus ungefragt mitzahlen darf, schiebt den Dreck von links nach rechts, bis zum Trockenkeller kommt sie meist gar nicht.
Irgendwer sortiert seinen Müll ständig falsch ein, fremde Egoisten parken den hauseigenen Parkplatz zu, und überhaupt, man müßte im eigenen Garten mal wieder Rasen mähen und Unkraut zupfen...

Und dann stirbt die Omi.

Und einen Moment lang ist alles ganz weit weg.

Die Prioritäten werden unmerklich neu sortiert, und man fragt sich, was man da eigentlich die ganze Zeit gemacht hat.

Ich sitze auf meinem Balkon, das Kind schläft schon, und ich trinke Sekt, einfach so.
So kann ich die abendliche Stimmung genießen. Und plötzlich ist alles anders.
Der Straßenlärm, in diesem Fall ein eifriger Bauer, der sein Stroh einbringt, ist nur einfach das, was es ist: ein Traktor mit Anhänger, der durch die Straße fährt.
Der Familienstreit nebenan ist auch nur ein Streit, der vielleicht längst überfällig war und morgen schon vergessen ist.
Falsch sortierter Müll, dreckige Trockenkeller, Unkraut im Garten - mein Gott, dann ist das halt so.
Und die Danksagung für die Hochzeit? Na, auf eine Woche mehr kommt es jetzt auch nicht mehr an.

Und wie ich hier so sitze, mit meinem Sekt, denke ich an meine liebe Omi, die mittlerweile beerdigt wurde. Und sie sagt zu mir: "Liebchen, mach dich doch nicht verrückt. Alles zu seiner Zeit!"
Ich glaube, sie hat recht.

Deshalb genieße ich gerade im Augenblick die von der Sonne gewärmten Balkonfliesen unter meinen Füßen, das zirpen der Grillen, den Blick auf die Kirche und auf die wunderschöne Birke vor unserem Balkon, lausche dem Klappern von Besteck von nebenan und den Anblick der ständig wechselnden Wolkenformationen am Himmel.
Und plötzlich ist das Leben wieder schön.

Das alles ist für mich ein kleines Wunder, und meine Omi hat das Wunder für mich gemacht.